Helios Gómez Rodríguez. Roma-Künstler und Kämpfer

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Helios Gómez Rodríguez. Roma-Künstler und Kämpfer

Im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939 haben viele spanische Roma (Kalé) auf Seiten der Republik gegen die Faschisten unter Franco gekämpft. Einer der bekanntesten „Republikaner“ war der Künstler Helios Gómez Rodríguez.

Helios Gómez wurde 1905 in eine Roma-Familie in Andalusien geboren. Bereits als Jugendlicher arbeitete er als Maler in der Keramikmanufaktur La Cartuja de Sevilla. Gleichzeitig besuchte er die Schule für Kunsthandwerk der Stadt. In dieser Zeit knüpfte er auch die ersten Kontakte zur anarchistischen Bewegung. Seine ersten Zeichnungen wurden veröffentlicht und 1925 hatte er seine erste Ausstellung in Sevilla und dann in Madrid und Barcelona.

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Bereits 1927 musste er seine Heimat aus politischen Gründen verlassen und ging nach Paris. Auch dort stellte er seine Werke aus und arbeitete als Graphiker, wurde jedoch bald wegen politischer Betätigungen verhaftet und abgeschoben. In den folgenden Jahren arbeitete er künstlerisch in verschiedenen Ländern, bevor er wieder nach Spanien zurück kehrte. Dort schwor er dem Anarchismus ab und kam zum Kommunismus. Aus der ersten kommunistischen Organisation, der er beitrat, wurde er jedoch wegen seiner antidogmatischen Einstellung schnell wieder ausgeschlossen. Er wurde 1932 wieder wegen seiner politischen Betätigung verhaftet und ging schließlich bis 1934 in die Sowjetunion, bevor er zurück nach Spanien kam. 1936 gründete er in Barcelona ein Syndikat von Berufszeichnern, die politische Plakate entwarfen.

In einem Artikel von 1936, den das Journal der Gypsy Lore Society zitiert, wird er folgendermaßen charakterisiert: „Seit 15 Jahren, und Helios Gómez ist jetzt 30, findet man Helios Gómez überall, wo eine Rebellion oder ein Protest ausgebrochen ist – in Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland – mit der Pistole im Gürtel für den Kampf und mit dem Stift in der Hand, um die Kämpfe der Menschen in großartigen Skizzen voll männlicher Stärke und pathetischen Gefühls festzuhalten. Trotz seiner Jugend hat er bereits einen internationalen Ruf als Revolutionär.“ Zu diesem Zeitpunkt soll er bereits 71mal verhaftet und 42mal angeklagt worden sein.

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Als der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, befand er sich in Barcelona. Er wurde Politischer Kommissar der Gewerkschaft UGT und kämpfte in Barcelona, Aragon und weiteren Orten. Er wurde durch Maschinengewehr-Feuer verwundet. Er kämpfte aber nicht nur um Krieg, sondern auch gegen die klischeehaften Vorstellungen von Roma und für ihre Inklusion in die Gesellschaft. Er sagte: „Die Roma in Spanien sind die Opfer traditioneller Ungleichheit. Um sie herum wurde eine Atmosphäre der Pittoreskheit, der Gaunerei und des falschen Lokalkolorits gezeichnet. Es gibt jene, die denken, Roma seien sonderbare und aufdringliche Individuen oder aber eine Quelle des Amüsements während einer „Fiesta“.“ Sie seien jedoch genau so fähig wie alle anderen zu Arbeit, Kunst und ideologischen Vorstellungen.

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Helios Gómez beschreibt, wie er an allen Orten, wo er selbst gekämpft hat, spanischen Roma begegnet ist: „In Sevilla haben die Roma von La Cava, Pagés del Corro und Puerto Camaronero zehn Tage lang erbitterten Widerstand gegen Queipo de Llano [General auf Seiten der Faschisten] geleistet.“ Die Roma von Sans, „dem proletarischsten Viertel Barcelonas“, wurden als erste mobilisiert und waren nur mit Flinten, alten Pistolen und Taschenmessern bewaffnet. Aus dem Spanischen Bürgerkrieg sollte die gesellschaftliche Gleichstellung der Roma folgen, so erhoffte es Gómez, der in der Sowjetunion ein positives Beispiel sah. Er hat dort als Fabrikarbeiter gelebt, war aber auch künstlerisch tätig. Überzeugt, die Roma hätten dort die politische und soziale Gleichberechtigung erlangt, setzte Gómez seine Hoffnungen in den Spanischen Bürgerkrieg, der diese Veränderungen auch in Spanien erwirken sollte.

Leider hat die Geschichte ihm nicht recht gegeben. Die Republik hat den Krieg verloren, Franco ging daraus als Diktator hervor und regierte Spanien bis zu seinem Tod 1975. Bis heute leben die Kalé nicht als Gleiche unter Gleichen in ihrem Land.

Nach dem verlorenen Krieg musste Gómez mit einer halben Million weiterer „Republikaner“ das Land verlassen. Die Geflüchteten wurden in Frankreich in Lager interniert und schließlich nach Algerien abgeschoben. Ob er aus dem Lager in Algerien 1942 entlassen wurde oder geflohen ist, dazu gibt es unterschiedliche Informationen. In jedem Fall ging er zurück nach Spanien, wo er sich wieder politisch und künstlerisch betätigte und aus politischen Gründen verhaftet wurde.

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Seine Kunst lässt sich nicht von seinem politischen Aktivismus trennen. Auch in seinen Werken, sowohl den künstlerischen als auch den literarischen, geht es immer auch um soziale Missstände, und sie sind verbunden mit seiner Roma-Herkunft und seinen politischen Überzeugungen. Geschrieben und gemalt hat er auch während seiner späteren Gefangenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Gefängnis schuf er das Fresko in der Gefängniskapelle. Gewidmet ist das Fresko der Muttergottes der Gnade, Schutzpatronin der Gefangenen und Barcelonas. Das Fresko wurde in den 1990ern übermalt und später restauriert. Es ist bekannt als La Capilla Gitana (Roma-Kapelle).

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Helios Gómez Rodríguez wurde 1954 aus der Haft entlassen. Seine Gesundheit hatte unter der Haft schwer gelitten. Er starb 1956 in Barcelona.

Die Zitate von Helios Gómez haben wir nach Maria V. de Lara übersetzt, die

ihn im Journal of Gypsy Lore Society von 1939 zitiert.Gz2

Roma in Society. Reloaded
Ein Projekt des Roma Centers, gefördert von Demokratie leben!