Pablo Vega. Spanischer Roma-Filmemacher

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Pablo Vega. Spanischer Roma-Filmemacher

Der Filmemacher Pablo Vega hat im Jahr 2003 seine Produktionsfirma Dika-Audiovisual gegründet. Als Regisseur, Cutter oder Drehbuchautor realisiert er Dokumentarfilme, Videokunstwerke, Theaterproduktionen, Musik- und Fashionvideos sowie Werbefilme. Der Cineast aus der spanischen Region Extremadura ist ein begabter Künstler, der sich zwischen seiner avantgardistischen Tendenz und seiner Liebe zur Tradition bewegt, was ihm eine sehr charakteristische Ausdruckskraft verleiht. Aus diesem Grund finden wir in seinem Werk spürbare Einflüsse und Verweise auf so diverse Filmemacher wie Julio Romero de Torres, Fritz Lang, David Linch und weitere.

Pablo Vega kam über seine Familie zur Kunst. Besonders sein Vater und sein Onkel, der Theaterregisseur ist, spielten hierbei eine große Rolle: “Sie hatten eine Gruppe von Menschen, die in ihrem Umfeld kulturelle Aktivitäten ausübten, die mich von klein auf beeinflussten (…) aber meine Liebe zum Kino kam durch eine Filmkamera, die mein Vater kaufte, als ich fünf Jahre alt war. Er nahm Dinge auf, und dann setzten wir diese kleinen Filme zusammen, und da sah ich eine Magie, die mich faszinierte. Ich war immer sehr unruhig, sehr extrovertiert und habe gerne Geschichten erfunden.”

Anlässlich des diesjährigen Welt-Roma-Tages präsentierte er sein Werk “Proud Roma”. In diesem erhält der berühmte Monolog aus “Der große Diktator” von Charlie Chaplin aus dem Jahr 1940 eine zeitgenössische Bedeutung. Darin geht es um die Anerkennung einer gemeinsamen Geschichte des Widerstands und der Widerstandsfähigkeit angesichts von Hass, Sklaverei und Völkermord an den Roma. Pablo Vega sagt selbst: “Das Volk der Roma ist das ewige Lächeln von Charles Chaplin. Als ich erfuhr, dass Chaplin ein Rom war, begann ich sein gesamtes Werk und die Geschichten zu verstehen, die er mit den am meisten stigmatisierten Menschen in der Gesellschaft schuf. Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs berührte mich die Tatsache, dass dieser große Roma-Meister es wagte, Hitler aus Liebe und Menschlichkeit die Stirn zu bieten.” Der Monolog wird im Film durch den Körper und die Stimme einer Romni, Alina Șerban, und eines jungen Rom, Toni Gabarri, dargestellt.

Viele von Pablo Vegas Werken wurden mit Preisen ausgezeichnet und drehen sich um die Idee, offenere und pluralistischere Gesellschaften zu erreichen, die Gleichberechtigung für alle “sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft” garantieren.

Auch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine werden Roma verfolgt, denn viele Roma sind nicht nur seit langem mit Hassverbrechen durch paramilitärische Neonazi-Gruppen konfrontiert, sondern werden auch weiterhin auf der Flucht diskriminiert.

Generell ist die Situation der Roma-Gemeinschaften nicht nur in Spanien und der Ukraine, sondern in ganz Europa prekär und macht es notwendig, Praktiken wie Zwangssterilisationen, die Segregation von Roma-Kindern in Schulen und die Hürden beim Zugang zu den Grundrechten in den Fokus zu rücken. Pablo Vega dazu: “Ich möchte der Welt freundlich zu verstehen geben, dass die Kultur verliert, wenn wir sie mit Stereotypen und romafeindlichen Vorurteilen betrachten. Ich denke, es ist notwendig, aufrichtig darüber nachzudenken, um uns gegen die strukturelle Diskriminierung der Roma zu mobilisieren damit wir diese Situation ändern können, denn sie lähmt die soziale und kulturelle Entwicklung von uns allen.”

Statt Vorurteile und Stereotype zu reproduzieren, möchte Pablo Vega eine reichhaltigere und nuanciertere Darstellung wagen, die die Herkunft, den Weg und die Prozesse der Menschen berücksichtigt. Das Kino gilt ihm dabei als pädagogisches Instrument, um sich in die Lage des anderen zu versetzen und die vielen interessanten Geschichten der Roma mit der Welt zu teilen:

“Ich möchte mit Klischees brechen und ein menschlicheres, eleganteres und anspruchsvolleres ästhetisches Bild vermitteln. Wenn wir die Möglichkeit und den Raum haben, dies weiterzugeben, erreicht es jeden, denn man erzählt aus dem Herzen und aus Liebe. Das ist es, was Chaplin tut” und weiter “wenn man sich die eigene Kultur ansieht, wird man sie verändern. Ich denke, es gibt einem die Freiheit, ohne Angst über diese Themen zu sprechen. Sogar über sich selbst zu lachen ist viel einfacher, wenn man zu einer Gruppe gehört. Ein Roma-Regisseur muss meiner Meinung nach nicht auf die morbiden und exotischen Aspekte des Roma-Seins eingehen, er:sie wird sich auch mit anderen, vielleicht eher surrealen Themen beschäftigen, die uns im Leben oft passieren.”

Das Augenmerk von Pablo Vega liegt darauf, die Vertretung der Roma in audiovisuellen Werken zu stärken: “Positive Maßnahmen, wie z. B. Quoten, sollten gefördert werden, damit die Produktionsfirmen sensibilisiert werden, denn während die Streaming-Plattformen sich bewusst sind, dass solche Inhalte aufgenommen werden sollten, verpassen die Produktionsfirmen die Gelegenheit, solche Geschichten zu unterstützen. Wir müssen kulturelle Inhalte fördern, die die Realität der Gesellschaften, in denen wir leben, widerspiegeln und uns erlauben, von der Welt zu träumen, die wir uns wünschen. Zu diesem Zweck ist es wichtig, dass unser Recht, die Kunst und Wahrheit der Roma-Avantgarde zu zeigen, anerkannt wird”.