BUVERO – Roma Women´s Live Network

BUVERO – Roma Women´s Live Network

Medien- und Journalismustraining

 

Ask questions.Create answers.Seek truth.Speak out.

 

„Es geht vor allem darum, dass wir gestärkt und selbstbewusst in die Welt rausgehen und anderen jungen Roma-Frauen zeigen, dass es möglich ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“

 

The Project – BUVERO – Roma Women´s Live Network  is an innovative, cross-border effort to enable young Romani women in communities across the region to start a process of change in their communities and in their own lives.

Das Projekt bestärkt und beteiligt die jungen Frauen durch praktische Erfahrungen im Umgang mit Medien und dem Training von Kommunikationsfähigkeiten, um ihnen eine Stimme in den Debatten zu verschaffen, die sie und ihre Familien tagtäglich betreffen.

Getting to know each other – Mit schweren Koffern erreichen mehrere Romnja aus Rumänien den Berliner Flughafen Tegel – Sie sind alle Teilnehmerinnen  von Buvero Germany und werden in den kommenden zwei Wochen Teil einer von der Romedia Stiftung koordinierten und vom Roma Center organisierten Medien- und Journalismusschulung in Deutschland sein.

Nach einer raschen Fahrt durch die Straßen Berlins kommen die Frauen in Kreuzberg an, wo sie bei einem gemeinsamen Essen die anderen Teilnehmerinnen kennenlernen. Es gibt viel zu erzählen – jede der Frauen bringt ganz andere Geschichten und Erfahrungen mit. Neben dem Erzählen von Geschichten, dem  Zuhören, wird es um Journalismus gehen, ums Filmen und Fotografieren, den eigenen Standpunkt, kurz: darum, die eigene Perspektive zum Ausdruck zu bringen.

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„Journalism & You“  – „Journalism & Them“ „Journalism & You“  steht auf einem Flip-Chart in dem kleinen Seminarraum in der Alten Feuerwache in Berlin Kreuzberg. Veronika Patockova spricht mit den Teilnehmerinnen des Journalismus-Workshops darüber, wie wichtig es ist, die eigene Position zu reflektieren und die Qualität der eigenen Arbeit nie aus den Augen zu verlieren – insbesondere dann, wenn du gleichzeitig Aktivistin bist und dir die Themen, über die du sprichst, viel bedeuten. Wir diskutieren, was eine gute Reportage ausmacht, über Ethik im Journalismus, aber auch das Publikum, für das wir schreiben. Dana sieht ihre Aufgabe darin, über Roma zu schreiben. Ihr Publikum soll die rumänische Gesellschaft sein. Mariana möchte gerne die Menschen erreichen, die reich sind. Sie will schreiben, damit sie etwas über das Leben der Roma erfahren. Sie wünscht sich, dass sie sich besser verstehen und die Diskriminierung aufhört.

rights and activism – Am  Nachmittag treffen wir Hamze Bytyci, der die Organisation  Roma Trial e.V. mitbegründet hat (http://romatrial.org/). Hamze ist 1989 aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen. Bis er 1998 in eine Wohnung ziehen konnte, hat er in 16 Lagern gelebt. Im Kirchenasyl hat er  Rudko Kawczynski getroffen, obwohl er noch nicht wusste, wer der Mann mit dem Telefon im Koffer war, beindruckte er ihn und Hamze sagte sich „So will ich auch werden“. Inzwischen ist er seit 20 Jahren aktiv. Er wolle nicht, dass sie zum Mond fliegen, aber er fordert die Roma-Frauen auf, für ihre Rechte zu kämpfen.

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Images – Wie kann man das Medium Film einsetzen? Welche Botschaft transportieren wir durch Filme und wie werden Roma und insbesondere auch Roma-Frauen dargestellt? Mit diesen Fragen setzen sich die Teilnehmerinnen zusammen mit Kenan Emini vom Roma Center Göttingen e.V. (www.roma-center.de) anhand von mehreren Kurzfilmen auseinander, die alle von Roma-Filmemacher_innen produziert wurden. Mit den Filmen der „I´m a Roma Woman“ Kampagne der Romedia Foundation (http://romawoman.org/ ) wurde ein sehr erfolgreiches Projekt präsentiert, durch welches Roma-Frauen ihre eigene Wirklichkeiten zeigen und Bilder erschaffen, durch die sie ihre Sicht und Erfahrungen ausdrücken können.

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Articulation Workshop mit André Jenö Raatzsch – André (raatzsch.com ) ist Künstler und ungarischer Rom. Er lebt und arbeitet in Berlin. „Articulation“ soll der Kurzfilm heißen, den die Frauen drehen sollen. Ein kurzer Film, ein Text, der beschreibt, was geschieht. Dann verändern wir die Wörter unserer Beschreibung – suchen nach neuen Möglichkeiten. Was sagt der Film, der Text? Und dann? Was ist zwischen Text und Film entstanden?

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Seven Seconds – „How to sell a story?“ – Gegen    Abend  geben Ferda Atamann und Konstantina Vassiliou-Enz von den Neuen deutschen Medienmachern (http://www.neuemedienmacher.de ) – einem  bundesweiten Zusammenschluss von Journalist_innen mit und ohne Migrationshintergrund – einen Workshop zum Umgang mit Medien. In dieser Diskussion ist Thema, wie wir unsere Geschichte verkaufen und unsere Botschaft in den Medien platzieren können. Um dieses Ziel zu erreichen, beschäftigen wir uns mit folgenden Fragen: 1) What´s the story? 2) Who adress??? 3) How adress? Aber auch die Frage, die uns währende der gesamten zwei Wochen begleiten wird, steht im Raum: Wie können wir durch unsere Geschichten die vorherrschenden Bilder verändern und zu einer Vielfalt der Perspektiven beitragen. „Kommunikation ist ein Schlüssel, um etwas in der Gesellschaft zu verändern“ sagen uns die Referentinnen.

Wasser und Strom – Am Abend fahren wir zur Schule in der Nähe des Oranienplatzes. Viele der protestierenden Geflüchteten sind hier untergekommen. Einige von ihnen sind Roma. Wir suchen sie und kommen mit ihnen ins Gespräch. Viele betonen, dass sie nirgendwo anders hinwollen, sie haben Angst ihre Unterkunft wieder zu verlieren. Interviewt werden und aus ihrem Leben erzählen möchten sie lieber nicht.

 

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Corel – Im Radioworkshop mit Veronika interviewen sich die Teilnehmerinnen gegenseitig und erzählen sich ihre Geschichten. Die Beiträge sollen auf Radio Corel (http://radio-corel.de/ ) veröffentlicht werden.

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Story Telling Selbst  Ausprobieren – das ist der Weg über den wir uns zusammen mit Marett Klahn von CultureDemocracy e.V. ( www.culturedemocracy.de )der Problematik von einseitigen Narrationen und Repräsentationen  von z. B. Roma und möglichen (Re-) Aktionsmöglichkeiten annähern.  Es geht um die Verantwortung und Chance als Medienschaffende, Geschichten und Vielfalt Sichtbarkeit zu verschaffen, die bis jetzt unsichtbar (gehalten) bleiben. Wir fragen uns, was wir erzählen möchten, aber auch wovon wir das Gefühl haben, es erzählen zu müssen und mit welchen Erwartungen wir von außen konfrontiert werden.

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Dieselstraße – In der Dieselstraße leben einige Roma-Familien in ehemaligen Kleingartenhäusern (Inzwischen wurden die Häuser geräumt und abgerissen). Flavia Constantin geht gemeinsam mit der taz-Journalistin Gesa Steeger dorthin, um mit den hier lebenden Menschen zu sprechen.

http://www.taz.de/Roma-in-Berlin/!122051/

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Filmmaking skills / Kamera- und Filmworkshop mit Kameramann Dan Ionel Busuioc – Endlich  können wir selbst eine Kamera in die Hand nehmen und uns know-how aneignen. Wir starten mit den Basics der Kamerabedienung und beschäftigen uns anschließend mit verschiedenen Perspektiven. Natürlich drehen wir auch gleich einen ersten Kurzfilm – Buvero Germany proudly presents (gedreht von Dana und Alma): First Cut

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 trolmans  2017-10-06 19_43_59-Beitrag bearbeiten ‹ Roma Center — WordPress

„Mein rettender Engel“ – Im Freilichtkino Kreuzberg sehen wir den Film „GIBSY Rukeli Trollmanns Kampf ums Leben“. Nach dem Film haben wir die Möglichkeit mit der Tochter des ermordeten Sinto zu sprechen und etwas mehr über ihr Leben zu erfahren. Sie bekennt sich erst seit wenigen Jahren zu ihrem Vater. Dass sie eine Sintiza  ist, wurde ihr mit 14 Jahren gegen den Willen der Mutter von einer Tante offenbart. Es ist noch nicht lange her, dass ein anfangs gesprächiger Taxifahrer aufhörte mit ihr zu sprechen, als erfuhr, dass sie zum Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma in Marzahn möchte.  Als sie ihm das Wechselgeld überließ und sagte, dass er doch „ihr rettender Engel“ wäre, widersprach er: Er wäre nicht ihr rettender Engel und er wollte sie auch nie wieder fahren. Da hätte sie erst gar nicht gewusst, was sie sagen sollte. Als Alma sie fragt, ob sie stolz sei, eine Sintiza zu sein, sagt sie, ja, heute wäre sie das.

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Shooting im Görlitzer Park – Das Wissen aus dem Workshop mit Dan versuchen wir gleich in die Praxis umzusetzen. Nach einem Picknick ziehen wir in kleinen Gruppen los und drehen im Görlitzer Park. Anhand der Aufnahmen werden wir später besprechen, was wir noch weiter verbessern können.

 
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The Golden Cage of Thoughts – In der Galerie Kai Dikhas (http://www.kaidikhas.de/de ), in der zeitgenössische Ausstellungen von Sinti und Roma-Künstler_innen gezeigt werden, besuchen wir die Vernissage der Ausstellung von  George Vasilescu. Flavia Constantin führt ein Interview mit dem Künstler. Der Galerist Moritz Pankok erzählt uns von seiner Arbeit. Die Ausstellung wird noch bis zum 4.10. in der Galerie zu sehen sein.

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 Cutting//// Schneiden ///// Vom Rohmaterial bis zum fertigen Film ist es ein langer Weg – am Samstag haben wir uns dem Material aus dem Park gewidmet und mit Hilfe von Kenan und Dan einen kleinen Film geschnitten. Erst mit dem Blick auf die selbstgedrehten Bilder fällt uns Vieles auf, das wir bei der Kameraführung beachten müssen. Wir sehen, welche Bilder wir als Kamerafrauen brauchen, um einen guten Film zu schneiden.

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„Warum schieben Sie die Leute ab?“ – auf dem Festival gegen Rassismus interviewen Alma, Marta und Flavia die Sprecherin für Partizipation und Gleichbehandlung von Migrant_innen Susanna Kahlefeld (Berliner Landtag, Bündnis 90 / Die Grünen) – die anderen Frauen erkunden derweil das Festival mit ihren Fotoapparaten.

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Auch das Straßentheaterfestival „Berlin lacht“ ist vor den Kameras der Fotografinnen nicht sicher.

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Am Denkmal – Am  Sonntag fahren wir zum Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Wir wollen einen Eindruck bekommen, erste Aufnahmen und Bilder machen, um uns auf das Interview mit Tom Koenigs am nächsten Tag vorzubereiten. Wir alle besuchen diesen Ort zum ersten Mal. Auch in den Familien der Teilnehmerinnen waren Angehörige von der Verfolgung betroffen. Eine junge Frau hört zum ersten Mal davon. Später sagt sie, dass sie froh ist, dass sie an dem Projekt teilgenommen hat, sonst hätte sie vielleicht niemals von der Ermordung und Verfolgung von Sinti und Roma während des Nationalsozialismus erfahren.  Im Regen nähern wir uns dem Denkmal an, in kleinen Gruppen, sprechen, sind still, lesen, weinen.

 

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Interview mit Tom Koenigs – Wir  sitzen alle auf den Steinen und sehen zu, wie eine neue Blume aus dem Wasser aufsteigt, als wir auf die Ankunft Tom Koenigs am Denkmal warten. Zwei der Frauen werden den Vorsitzenden des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Bundestags interviewen.

Schließlich kommt er. Der erste Teil des Interviews findet am Denkmal statt, das an 500.000 ermordete Sinti und Roma erinnert. Auch für Tom Koenigs hat das Denkmal eine wichtige Bedeutung, aber gerade auch für die Mehrheitsbevölkerung. Die Familien, in denen Mitglieder ermordet wurden, bräuchte man nicht erinnern, die würden ohnehin nicht vergessen.

Anschließend gehen wir gemeinsam hinüber zum Bundestag und zum Büro von Tom Koenigs. Gemeinsam mit ihm kommen wir ohne Weiteres durch die Sicherheitsschleusen. Im Büro hängt ein Bild von einer Roma-Frau vor dem Denkmal, an dem wir gerade waren. Das Gespräch geht weiter. Auch wenn Herr Koenigs im Interview deutlich Missstände anspricht, macht er uns wenig Hoffnung, dass die Politik die Gesetze wesentlich verbessern wird.

Eine Teilnehmende, die selbst Asyl in Deutschland sucht und weiß, wie es ist, als Romni diskriminiert zu werden, sagt nach dem Interview, dass sie stolz ist, ihm ihre Fragen gestellt zu haben, aber gleichzeitig auch traurig, immer negative Antworten zu bekommen.

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Besuch in der Harzerstraße – Es ist ein ganz normales Wohnhaus, in dem überwiegend ausländische Familien wohnen, unter ihnen viele Roma-Familien aus Rumänien. Die Caritas hat in diesem Haus eine Beratungsstelle (ein so genanntes Kiez-Büro). Früher, so erfahren wir, war dieses Haus sehr heruntergekommen und der Vorbesitzer versuchte an den Bewohnern reich zu werden. Nun gehört das Haus einem Geschäftsmann, der ganz offensichtlich ein soziales Herz hat. Leider können wir nur kurz mit der Sozialarbeiterin (eine Frau aus Rumänien) sprechen. Sie erklärt uns, dass das Haus in der Harzer Straße kein Projekt ist, sondern einfach nur Gemeinwesenarbeit. Wir versuchen, noch einen zweiten Termin dort zu vereinbaren und vielleicht auch mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Vielleicht am Sonntag, zum Gottesdienst in der Baptistengemeinde?

 

Reflektion – Wir versuchen, unsere Eindrücke und Erfahrungen während des Workshops zu reflektieren. Geduld muss man haben, wenn man ein Interview bekommen will. Das ist eine Erfahrung, die wir besonders in der Schule Nähe Oranienplatz machen konnten, aber auch in der Harzer Straße. Wir bekamen keine Interviews, aber bei jedem Besuch wieder neue Eindrücke. Auch das kann sehr spannend sein. Wir sprechen auch über die unterschiedlichen Aspekte, ob man vor oder hinter der Kamera steht. Wir nutzen die Gelegenheit, unsere Eindrücke und unsere Wünsche auch noch einmal in die Kamera hinein zu sprechen. Begleitet werden wir von Miklós Barna, einem Kameramann aus Ungarn, der uns BUVERO-Shirts mitgebracht hat. Während wir in unseren Pinkfarbenen Shirts gegenseitig interviewen, filmt er uns. Dann dürfen wir alle noch einmal vor die Kamera. Eine Teilnehmerin nutzt die Gelegenheit und arbeitet dann doch lieber hinter der Kamera weiter.

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Wir alle hoffen, dass wir die hier gemachten Erfahrungen nutzen können und natürlich, dass wir uns alle mal wiedersehen. Der Abschied naht und auch wenn sich jede von uns wieder auf zu Hause und die Familie und Freunde freut, so ist doch etwas Wehmut dabei.

Die Eindrücke, die wir während des Projekts gewonnen haben, waren sehr vielfältig, die zwei Wochen intensiv. Ich denke, dass keine von uns sie schnell vergessen wird.

„Es geht vor allem darum, dass wir gestärkt und selbstbewusst in die Welt rausgehen und anderen jungen Roma-Frauen zeigen, dass es möglich ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“ Die taz-Journalistin Gesa Steeger im Gespräch mit Buvero-Teilnehmerin Flavia Constantin:

http://www.taz.de/Aktivistin-ueber-Roma-in-Deutschland/!122571/

BUVERO Berlin / Stolpersteine – von Buvero-Teilnehmerin Frauke Sonnenburg:

http://www.roma-center.de/buvero-berlin-stolpersteine/

Im Rahmen des Projekts sind acht Kurzfilme entstanden.vvv

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