Transnational Roma Network und Welt-Roma-Kongress 2023
Transnational Roma Network und Welt-Roma-Kongress 2023
Das Roma Center hat mit weiteren Roma-Selbstorganisationen ein transnationales Netzwerk geschaffen, um Roma über die Grenzen hinweg zusammenzubringen und über die drängenden Anliegen der Community zu diskutieren. Mit dem Roma Club Subotica aus Serbien, der Union des Rroms de l’ex Yougoslavie en Diaspora aus Frankreich und La Orden del Fenix aus Spanien haben wir uns regelmäßig auf digitaler Ebene vernetzt und gemeinsam zu unseren Arbeitsfeldern ausgetauscht. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Arbeit gegen die europaweite Diskriminierung von Roma und der schlechten Lage, in der sich die Roma-Bewegung befindet. Gemeinsam haben wir über Strategien diskutiert, aus dieser schwerwiegenden Notlage herauszukommen.
Besonders wichtig war es daher, zu einem gemeinsamen Kongress in Berlin, dem Welt-Roma-Kongress 2023, weitere Roma-Organisationen aus verschiedenen Ländern einzuladen, um die Vernetzung auszuweiten, tiefer in die Diskussion zu kommen und unsere Erfahrungen miteinander zu teilen und so unsere Arbeit voranzubringen. Zudem haben wir Akteur:innen aus der Politik und Gesellschaft eingeladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und die Arbeit gegen Diskriminierung und für eine gleichberechtigte Gesellschaft voranzubringen. Dazu gehörte der Bundesbeauftragte gegen Antiziganismus, die Gesellschaft für bedrohte Völker, die sich seit mehr als 40 Jahren für die Rechte von Roma einsetzt, die ehemalige Berliner Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung Saraya Gomis und die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat, die sich ebenfalls seit vielen Jahren für die Rechte von Roma einsetzt.
An den nicht-öffentlichen Teilen des Kongresses haben Menschen aus Roma-Organisationen und einzelne Aktivist:innen sich zu Workshops getroffen, um sich zu vernetzen und die wichtigen Themen zu diskutieren. Zentral war hierbei auch die Ausarbeitung von gemeinsamen Empfehlungen an Politik und Öffentlichkeit, um die Lage von Roma auf allen Ebenen der Gesellschaft zu verbessern.
Bei den öffentlichen Teilen haben Aktive aus vielen Ländern über ihre Arbeit und die Situation von Roma in ihren Ländern gesprochen, aber auch Blicke auf die Geschichte der Roma-Bewegung in den letzten über 100 Jahren geworfen. In Panel-Diskussionen wurden schwierige Themen angegangen. Dazu gehörten die Folgen für Roma im Ukraine-Krieg, aber auch der zurückliegenden Kriege in Syrien und Kosovo, die bis heute ihre Schatten werfen. Flucht und Vertreibung war als Thema der historischen und gegenwärtigen Erfahrungen von Roma allgegenwärtig. Dazu gehörte vor allem auch die Vertreibung der Roma nach dem Kosovokrieg 1999, die ein Teil der Anwesenden selbst erlebt hat. Dieses weitgehend ignorierte Unrecht gegen Roma und seine bis heute schwerwiegende Folgen für die Betroffenen wurde auf verschiedenen Ebenen diskutiert und der ermordeten oder bis heute verschwundenen Menschen aus der Roma-Community gedacht.
Bei einer Gedenkzeremonie am Berliner Mahnmal für die im NS ermordeten Sinti und Roma Europas wurde der Opfer des Porajmos gedacht, aber auch an den Widerstand gegen die Verfolgung erinnert sowie an den Anteil, den Roma an der Befreiung Europas hatten.
Weitere wichtige Themen waren: Der Brexit, der nicht nur für Großbritannien relevant ist, sondern auch die vielen migrantischen Roma trifft, die dort leben und arbeiten; Polizeigewalt; die Zunahme des Rechtsextremismus in vielen europäischen Ländern und seine Auswirkungen auf die Roma-Community; die Zwangssterilisierungen von Romnja; die nach wie vor aufenthaltsrechtlich schwierige Situation von Roma in Deutschland und anderen Ländern; Förderung von mehr Bildungsgerechtigkeit durch Schulmediation; die Roma im Nahen Osten und die Verbindung mit Indien.
Auch Kultur kam nicht zu kurz. Bei der Eröffnung für die allgemeine Öffentlichkeit hat ein Quintett der Roma und Sinti Philharmoniker gespielt und in einer Podiumsdiskussion mit dem Komponisten Roger Moreno Rathgeb und dem Dirigenten der Philharmoniker, Riccardo M Sahiti, haben wir über ihre völkerverbindende Arbeit und die kulturellen Leistungen der Roma gesprochen. Der Künstler Emanuel Barica hat Werke aus seinem Repertoire ausgestellt und auch vor Ort gezeichnet.
Zum Abschluss haben wir uns mit den Visionen von Roma für Europa beschäftigt, also was getan werden muss, damit wir endlich in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben können.
Im Anschluss an den Kongress wurden die Empfehlungen weiter ausgearbeitet, übersetzt und an Politik und Öffentlichkeit versandt. Deutsch Englisch Romanes Serbisch Slovakian
Wir treffen uns weiterhin, um gemeinsam zu arbeiten und die Rechte von Roma gemeinsam voranzubringen. Angesichts der desolaten Lage in Europa, vor allem angesichts des weiterhin erstarken von Rechtsextremismus und Rassismus, ist diese Arbeit für uns von ungeheurer Wichtigkeit.
Die öffentlichen Teile des Kongresses sind in mehr als 30 Video-Clips veröffentlicht worden:
https://www.youtube.com/@ROMADNESSStrangeMovies/videos
Die Videos wurden nicht mit Mitteln der EU finanziert.
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.