Rostock-Lichtenhagen. Gedenken an ein Pogrom

rostock2

Rostock-Lichtenhagen. Gedenken an ein Pogrom

ssEine Veranstaltungsreihe widmete sich dieses Jahr der rassistischen Gewalt gegen die Bewohner_innen des Sonnenblumenhauses in Rostock-Lichtenhagen vor 25 Jahren. In dem Haus befand sich die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, vor der geflüchtete Roma wegen Überfüllung kampieren mussten sowie ein Wohnheim, in dem vietnamesische und kubanische Vertragsarbeiter_innen lebten. Zwischen dem 22. und dem 26. August 1992 hat ein rassistischer Mob das Sonnenblumenhaus und seine Bewohner_innen mit Wurfgeschossen, Feuerwerkskörpern und Brandsätzen angegriffen. Die gewalttätigen Ausschreitungen wurden von mehreren Tausend Schaulustigen bejubelt. Die Polizei blieb tatenlos.

Bei der Gedenkveranstaltung am 22. August hielt Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, eine Rede. Die Ausschreitungen passierten nicht aus dem Nichts, sondern waren lange vorbereitet und sind vor dem Hintergrund der damaligen politischen Debatten gegen Geflüchtete zu sehen, die den Boden für rassistische Gewalt bereiteten. Auch der in Deutschland tief verwurzelte Rassismus gegen Roma wurde hier ein weiteres Mal deutlich. Geflüchtete Roma mussten vor der Zentralen Aufnahmestelle ohne jede Versorgung und ohne sanitäre Anlagen kampieren, was seitens der Politik mit der „Roma-Kultur“ gerechtfertigt wurde. „Durch die bewusst herbeigeführten unhygienischen Zustände sollte den Flüchtlingen die Würde und damit das Menschsein abgesprochen werden“, so Rose. Statt zu Solidarität führte die Situation zu einer aggressiven Stimmung gegen die Geflüchteten, die schließlich im Pogrom gipfelte.

Zu den weiteren Veranstaltungen gehörten verschiedene Kunstprojekte, Podiumsdiskussionen, Filmvorführengen. Bei der Einweihung einer der Gedenksteine – er trägt den Titel „Selbstjustiz“ – sprach u.a. Kenan Emini vom RAN. Er erinnerte daran, dass die Roma vor den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien geflohen waren und nun auch hier Gewalt erlebten.

Drei von fünf Gedenksteinen wurden bereits beschädigt