Roma-Vernetzungstreffen in Baden-Württemberg
Roma-Vernetzungstreffen in Baden-Württemberg
Am 30. Juni haben sich in Waldkirch rund 100 Roma und Verbündete aus Baden-Württemberg zu einem Vernetzungstreffen in Waldkirch getroffen. Inhaltlich gestaltet wurde das Treffen von Pro Roma und dem Bundes Roma Verband (BRV).
Die migrantischen Roma aus Baden-Württemberg diskutierten über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und über das Thema Bleiberecht. Es hat sich gezeigt, dass es in dem Bundesland kaum Strukturen der Selbstorganisation und Vernetzung migrantischer Roma gibt. Gleichzeitung äußerten die Anwesenden einen großen Bedarf, ihre Anliegen zu besprechen und ihre Interessen selbst zu vertreten.
Kenan Emini vom BRV und vom Roma Antidiscrimination Network (RAN) hat die Strukturen der Vernetzungsarbeit und der Selbstorganisation des BRV und des RAN und den Widerstand von Roma gegen Abschiebung vorgestellt, aber auch über Nizaqete Bislimi und ihren individuellen Kampf als Geduldete bis zur Rechtsanwältin gesprochen. Als Geflüchtete der Jugoslawienkriege musste sie jahrelang um ihren Aufenthalt, ihr Studium und ihren beruflichen Werdegang kämpfen. Ihr Ziel, Anwältin für Asyl- und Ausländerrecht zu werden, um für andere Menschen kämpfen zu können, hat sie erreicht. Über ihren Lebensweg hat sie ein Buch geschrieben und als Vorsitzende des Bundes Roma Verbandes streitet die junge Frau nun auch für die Interessen migrantischer Roma, deren Probleme und Anliegen sie aus eigener Erfahrung sehr genau kennt.
Bei dem Treffen haben sich die verschiedenen Gruppen in Baden-Württemberg vernetzt und planen weitere Treffen, um die drängenden Probleme anzugehen. Das Treffen hat gezeigt, dass es hier die gleichen Probleme gibt wie überall. Das Thema Bleiberecht spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Aber auch die strukturelle Benachteiligung im Bildungssystem ist gravierend und führt dazu führt, dass viele Roma-Kinder keinen Schulabschluss haben – mit den entsprechenden sozio-ökonomischen Folgen. Die Diskriminierung auf dem Wohnungs- und vor allem auch auf dem Arbeitsmarkt tut ihr übriges zur Reproduktion der Verhältnisse. Die institutionelle Diskriminierung in Ausländerbehörde, Jobcenter und anderen Instanzen mit Abhängigkeitsbezug, ist allgegenwärtig.
Ein weiteres überregionales Treffen wird gegen Ende des Jahres stattfinden. Davor wird ein Treffen in kleinerer Runde mit Leuten aus der näheren Umgebung von Waldkirch organisiert, um eine eigene Initiative zu gründen.
Siehe auch: Pro Roma und Artikel in der Badischen Zeitung
Kürzlich waren in der Gegen auch der Dokumentarfilm Möglichst Freiwillig zu sehen, der in Zusammenhang mit der Kampagne Zukunft für Alle – Schule ohne Abschiebung besondere Relevanz besitzt.