Roma in der Roten Armee. Porajmos und Widerstand, Teil 2

00000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000

Roma in der Roten Armee. Porajmos und Widerstand, Teil 2

Eine Spezialeinheit der Roten Armee hatte den Auftrag, deutsche Panzer aufzuspüren. Unterwegs zu ihrem Ziel hat die Gruppe aus fünf Männern mehrere Panzer erspäht. Jaška schlägt seinem Kapitän vor, einen der Panzer zu stehlen. Der Kapitän hält das jedoch für zu gefährlich und meint, das würde ihren Tod bedeuten. Als es dunkel wird, schleicht sich Jaška an den Panzer an. Seine vier Kameraden sind bereit, ihm zur Hilfe zu eilen. Jaška schafft es und springt in den Panzer. Dort findet er eine Karte, die er jedoch nicht versteht, da sie auf Deutsch ist. Kurzerhand fährt er mit dem Panzer davon und rammt unterwegs einen Turm, in dem sich deutsche Soldaten befinden. Wie sich herausgestellt hat, enthielt die Karte, die er gefunden hatte, kriegswichtige Informationen und Jaška wurde für seinen Mut ausgezeichnet. Jaška war einer der vielen Roma, die im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee für die Befreiung Europas gekämpft haben.

Als die Wehrmacht im Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, begann die Verfolgung und Vernichtung der sowjetischen Roma. Viele Tausende Roma meldeten sich freiwillig, um in der Roten Armee, der Roten Luftwaffe, der Roten Artillerie, der Frontmedizin, der Aufklärung und der Roten Kavallerie zu dienen.

Zu ihnen zählte auch der Scharfschütze Viktor Beljakov, der an der Westfront kämpfte und viele Faschisten mit gezielten Schüssen tötete. Sein Kommandeur, General Andrej Stučenko berichtete im Sommer 1942 über ihn: “In diesem Monat verließ er die Frontlinie nicht, weil er nur 50 Nazi-Deutsche getötet hatte. Er will die Front nicht verlassen, bevor er 100 bestätigte Tötungen erreicht hat. Er hat keinen Vater, und seine Mutter arbeitet am Theater Romen.“ Das berühmte Roma-Theater trat nicht nur in Moskau auf, sondern auch an der Front, um die Moral der Roten Armee zu erhalten und auf Tourneen Spenden für den Krieg zu sammeln. Auch Beljakov erhielt Auszeichnungen für seinen Mut und seine militärischen Verdienste.

Wie viele Roma im Krieg ausgezeichnet wurden, lässt sich schwer feststellen, da viele von ihnen  als Russen, Ukrainer oder andere Nationalitäten geführt wurden. Nur ein Held der Sowjetunion wurde in Dokumenten speziell als “Rom” aufgeführt, nämlich der Matrose Timofej Prokofjev.

Prokofjev meldete sich 1942 nach dem Tod seines Bruders freiwillig an die Front. Er kämpfte in den Truppen der Schwarzmeerflotte und wurde zweimal schwer verwundet, weigerte sich aber, seine Einheit zu verlassen und ins Krankenhaus zu gehen. Während der Odessa-Operation am 26. März 1944 hielt seine Einheit aus 68 Matrosen zwei Tage lang 18 feindlichen Angriffen stand. Er wurde tödlich verwundet und hat noch im Sterben auf zwei feindliche Soldaten geschossen, bis sein Magazin leer war. Posthum erhielt er den Titel Held der Sowjetunion, die höchste Auszeichnung.

Die Zirkus-Artistin Margarita Ivanova, meldete sich im Herbst 1941 als Freiwillige zur Roten Armee. Nach kurzer Ausbildung wurde sie zu einer Flak-Einheit entsandt, wo sie eine schwere Gehirnerschütterung und vorübergehend das Gehör verlor, nachdem eine deutsche Fliegerbombe neben ihr detoniert war. Nach ihrer Genesung wurde sie 1943 als Telefonistin eingesetzt. Nach dem Krieg erhielt sie den sowjetischen Orden „Vaterländischer Krieg zweiter Klasse“. Aufgrund der Nachwirkungen ihrer Kriegsverletzung konnte sie allerdings ihre Karriere als Zirkusartistin nicht fortsetzen. Sie arbeitete fortan als Sekretärin bei verschiedenen militärischen Behörden.

Ein weiterer hoch dekorierter Rom war Aleksandr Baurov. Während des Kriegs wurde er Kommandeur der Kommunikationsunterstützung in der Roten Armee und später Kommandeur der Ersten Luftwaffendivision. Nach dem Krieg trat er dem sowjetischen Ingenieurkorps bei, das die ersten sowjetischen Raketen baute und startete.

Polja Morazevskaja kämpfte in einem Partisanenkommando in den Wäldern von Smolensk. Die junge Frau ging mit einem Säugling auf dem Arm durch die Straßen und Dörfer und sammelte so Informationen über die deutschen Truppen. Nachdem sie von den Nazis gefangen genommen worden war, wurden sie und ihr Kind lebendig in einem Fabrikofen verbrannt.