Der mächtigste Roma-Charakter im Marvel-Universum: Doctor Doom

Victor von Doom, besser bekannt als Doctor Doom, taucht 1962 zum ersten Mal in einem Comicbuch der Fantastic Four auf. Seine komplexe Geschichte ist stärker als jede andere in der Comicwelt mit der Verfolgung der Roma verbunden. Während des Zweiten Weltkriegs waren Comics sehr populär und der Kampf gegen den Faschismus hat darin eine große Rolle gespielt. Die bekannteste Figur ist hier Captain America, der gegen Nazis gekämpft hat.

Nach dem Krieg, mit dem realen Sieg über die Nazis, verloren die Marvel-Comics an Popularität. In diesem Kontext schafft Jack Kirby seine neuen Figuren. Es sind nun nicht mehr die patriotischen „Superhelden“ wie Captain America, sondern gebrochene und komplexere Figuren wie Magneto und Doctor Doom. Mit diesen Figuren beginnt das Silver Age der Comicwelt, und Marvel gewinnt wieder an Popularität.

Victor von Doom ist der Sohn von Cynthia, einer Zauberin, und Werner von Doom, einem Arzt. Geboren wird er im Camp der Zefiros, einem Roma-Clan in Latveria, einem Land zwischen Serbien, Rumänien und Ungarn. Die Zefiros sind ein friedliches Volk, das von der Außenwelt als Gypsies bezeichnet wird. Nomaden waren sie meist durch Verfolgung der Barone geworden, die das Land beherrschten. Auch der aktuelle Baron von Latveria, Vladimir, ließ die Roma nie in Frieden und zwang sie somit, ständig unterwegs zu sein und verurteilte sie dann als „faule Wanderer“.

Diese Situation ist aus der realen Geschichte der Roma sehr gut bekannt. An solchen Stellen lässt sich erkennen, dass Jack Kirby und Stan Lee die Geschichte der Roma gut kannten und sie ein wichtiger Teil der von ihnen geschaffenen Comicwelt war. Als die Hintergrundgeschichte von Doctor Doom geschaffen wird, Mitte der 1960er Jahre, hatten die Roma aus Jugoslawien, Rumänien und anderen osteuropäischen Ländern damit begonnen, für ihre Gleichberechtigung zu kämpfen. Dieser Kampf um Emanzipation spiegelt sich auch in der Geschichte von Doctor Doom.

Nachdem nämlich seine Mutter, Cynthia von Doom, viele Jahre lang zusehen musste, wie ihr Volk unterdrückt und bestohlen wurde, übt sie ein magisches Ritual aus, um die Macht zu bekommen, zurückzuschlagen und ihr Volk zu befreien. Diese Macht bekommt sie von Mephisto, dem Fürst der Hölle. Sie stirbt bei dem Versuch, den Baron zu besiegen. Ihre Seele wird nach ihrem Tod von Mephisto gefangen genommen. Sie soll nun für immer im Höllenfeuer gequält werden.

Auch Victors Vater, Werner von Doom, der Arzt, stirbt wegen des despotischen Barons. Eines Tages wird er zu ihm gerufen, um dessen Frau zu heilen. Sie ist jedoch unheilbar an Krebs erkrankt und stirbt. Vladimir gibt Werner die Schuld am Tod seiner Frau. Werner flieht mit Victor in die Berge. Victor muss so seine Jugendliebe Valeria verlassen. Auf der Suche nach Werner zerstören die Männer des Barons das Camp der Zefiros. Als Werner und Victor dem Tod durch Erfrieren nahe sind, werden sie von einem Freund gefunden und zurück in das Roma-Camp gebracht. Für Werner kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Er stirbt. Victor schwört, seine Eltern zu rächen und die Menschheit für die Grausamkeit gegen sein Volk büßen zu lassen.

Zu Lebzeiten hatte Victors Vater ihn nicht über die Zauberkräfte seiner Mutter aufgeklärt, damit Victor nicht auch die dunklen Mächte anruft. Nach dem Tod seines Vaters findet Victor die Werkzeuge seiner Mutter und versucht, mit der schwarzen Magie die Seele seiner Mutter zu retten. Weil das nicht erfolgreich ist, wendet er sich der Wissenschaft zu, wofür er eine große Begabung besitzt. Beide Elemente, die Magie seiner Mutter und die wissenschaftliche Neigung seines Vaters, vereinen sich in Victor.

Der Ruf seiner technologischen Begabungen erreicht die USA und er bekommt das Angebot, für die US-Regierung Technologie zu entwickeln. Dafür erhält er ein Stipendium für die New Yorker Universität. Er entwickelt zum Beispiel Roboter-Soldaten und eine Zeitmaschine für die Regierung. Heimlich übt er weiter Zauberei aus. In der Zeit in den USA entwickelt sich die Konkurrenz zwischen Victor und seinem Kollegen Reed Richards.

Neben seiner Arbeit für das Militär verfolgt Victor auch seine eigenen Ziele. Er will eine Maschine schaffen, die ihm dabei helfen soll, seine Mutter zu retten. Als er die Maschine nutzt und seine Mutter in den Fängen von Mephisto findet, explodiert die Maschine. Er erwacht mit einer Narbe, wo der Dämon sein Gesicht berührt hatte. Er wird von der Universität geschmissen. Er zerstört seine Arbeit fürs Militär und geht zurück nach Osteuropa, wo er von Alpträumen und Verzweiflung gequält wird.

Er trifft Valeria wieder, die nach ihm sucht. Der Baron hat das Roma-Volk immer wieder attackiert, um Victor zu finden. Schließlich werden sie gefunden und angegriffen. Die magischen Kräften eines Mannes retten sie, und Victor erfährt von ihm, dass tibetische Mönche auf ihn warten. Victor verlässt Valeria. In Tibet lernt er die Jahrhunderte alten Lehren und Praktiken der Mönche und wird von Meistern der Kampfkunst ausgebildet. Die Mönche erkennen, dass er magisches Wissen in sich trägt. Sie bauen ihm eine Maske und eine Rüstung, in der sich Technologie und Magie vereinen.

Victor geht zurück nach Latveria, um sein Volk von der Tyrannei Vladimirs zu befreien. Er baut Robotersoldaten, welche die Revolution der Roma anführen. Nach einem Siegeszug durch die Dörfer des Landes, bei dem sich ihm immer mehr Menschen anschließen, bringt er Vladimir um. Er wird König von Latveria und bringt Frieden, Gleichberechtigung und technologischen Fortschritt für die Menschen. Da das Unglück im Rest der Welt jedoch weiter existiert, beschließt er, die Welt zu beherrschen. Das bringt ihn in Konflikt mit den Superhelden, allen voran den Fantastischen Vier, deren Anführer Reed Richards ist.

Seine Rüstung entwickelt er immer weiter. Durch sie hat er übermenschliche Kräfte, er kann fliegen, sie versorgt ihn mit Sauerstoff, um in den Weltraum zu fliegen oder unter Wasser zu tauchen. Er kann anderen die Kräfte absaugen, um sie selbst zu benutzen. So nimmt er Galactus, den Weltenzerstörer und Planetenfresser, seine Kräfte und übernimmt sie selber. Galactus gilt als mächtigstes Wesen im Marvel-Universum und verfügt über kosmische Kräfte. Auch Silver Surfer nimmt er die Kräfte und sein Surfboard. So zeigt Jack Kirby immer wieder die Überlegenheit Doctor Dooms über alle anderen. Schließlich kann er sogar durch die Zeit reisen. Er übt uralte Magie aus, die sonst niemand mehr beherrscht. Seine größte Macht ist aber sein Intellekt. So ist sein Gehirn selbst den fortschrittlichsten Computern überlegen.

Sein Ziel, seine Mutter aus der Hölle zu befreien, hat er nicht aufgegeben. Immer wieder begibt sich Doctor Doom in die Hölle zu Mephisto und sucht nach einem Weg, seine Mutter zu befreien.

In der Welt der Marvel-Comicbücher kommt es schließlich zu einem harten Schnitt. Alle Universen prallen aufeinander und werden zerstört. Die meisten Figuren und Superhelden sterben dabei. Nur eine Hand voll Superhelden von „Earth 616“ bleibt übrig und spielt eine Rolle in der neuen Welt der Kämpfe, „Battle Word“. Die „Secret Wars“ beginnen. Nun kämpfen die übriggebliebenen Figuren um die Aufrechterhaltung der Welt. Darunter Spiderman, die Fantastic Four und Black Panther. Sie versuchen, das Zusammenstoßen der Multiversen zu überleben.

Doctor Doom tritt hier als der Herrscher dieses neuen Universums auf. Einige bekannte Bösewichte von „Earth 616“ sind nun die Anführer der verschiedenen Königreiche der „Battle World“. Die Anführer geraten in Streit miteinander. Diese Welt wird beschützt von verschiedenen Figuren und Teams aus „Earth 616“. Die Übriggebliebenen erlangen jedoch ihre Erinnerungen an ihre früheren Welten zurück und lehnen sich gegen Doctor Doom auf. Reed Richards führt sie an. Am Ende bleiben nur noch Doctor Doom und Reed Richards übrig. Richards behauptet, eine bessere Welt herstellen zu können als die, die Doctor Doom kreiert hat. Richards erstellt die Welt neu und gibt Doctor Doom auch sein Gesicht zurück.

Doctor Doom taucht ebenso in Filmen auf. Wie bei Magneto, verändert sich auch die Hintergrundgeschichte von Doctor Doom mit den Verfilmungen. Seine Roma-Herkunft und die Erfahrungen der Verfolgung fallen komplett weg, obwohl sie das Wesen Doctor Dooms geprägt haben. Im Film Fantastic Four von 2005 bekommt er eine komplett andere Persönlichkeit. Er wird als amerikanischer Milliardär dargestellt. Auch seine Macht und seine Fähigkeiten sind andere als die der ursprünglichen Figur, die Jack Kirby geschaffen hat.

Das wusstest du bestimmt nicht: Der bekannte Regisseur George Lukas wurde in seiner Jugend geprägt von der Figur Doctor Doom. Sie hat ihn zu seiner Figur Darth Vader in Star Wars inspiriert. Die Ähnlichkeiten zwischen Doctor Doom und Darth Vater – die Kräfte, die Rüstung, das Ziel, das Universum zu beherrschen – sind unverkennbar.

Wir sind gespannt, wie Doctor Doom in den nächsten Filmen dargestellt wird, die da kommen. Wird die Filmindustrie seine Roma-Herkunft darstellen oder dem kommerziellen Erfolg opfern?