Abschiebungsanordnung nach 27 Jahren. Wir fordern ein Bleiberecht für Hikmet!

Abschiebungsanordnung nach 27 Jahren. Wir fordern ein Bleiberecht für Hikmet!

Hikmet P. alias Prince H. hat am 8. und 10. April Auftritte in Berlin – einmal auf einer Bühne am Brandenburger Tor während der zentralen Veranstaltung des Bundes Roma Verbands zum internationalen Tag der Roma – und dann am 10. April zum Abschlusskonzert im Ballhaus Naunyn.

Diese Auftritte sind lange angekündigt! Am 2. April schreibt die Ausländerbehörde Essen dann einen Brief, dass Hikmet sich bereithalten solle: für seine Abschiebung am 9. April. Dazwischen liegt ein Wochenende und zwei Feiertage, die Zeit für offizielle Proteste ist knapp. Doch wir werden sie nutzen.

Wir sagen: Das geht nicht! Er hat keine Zeit. Er ist in Berlin, um dort mit allen für alle für sich wir dich mich zu kämpfen. Kommt doch und holt ihn, würden wir gerne provokativ sagen, doch eigentlich ist das nicht was wir wollen.

Hikmet und seine Brüder sind in Deutschland aufgewachsen. Ihr ganzes Leben war ein einziges Hin und Her.
Hikmet ist seit 27 Jahren in Deutschland. Auch nur in Erwägung zu ziehen ihn abzuschieben ist eine absolute Zumutung.
Wir sagen: Er sollen selbst entscheiden können, wo er lebt!

Diese ganze Abschiebepolitik, die den Einzelnen keine Lösungen verspricht sondern nur Probleme bereitet, hat nicht nur individuell fatale Folgen, sie ist auch gesamtpolitisch keine Lösung! Hört endlich auf damit, deutsche Probleme nach sonstwohin abzuschieben! Lasst die Leute bleiben, wenn sie wollen!

alle bleiben.



hikmet_fhdrLest, was Hikmet über sein Leben schreibt:

Ich bin 1981 im Kosovo geboren, in Pristina. Dort bin ich mit 6 Jahren zur Grundschule gegangen, in die 1. Klasse in Prizren. Ich war nie im Kindergarten. Als ich 7 Jahre alt war sind meine Eltern mit mir und meinen jüngeren Bruder (Kefaet, damals 4 Jahre alt) im Jahr 1988 nach Deutschland geflohen. Vor dem Krieg im Kosovo.
In Deutschland wurden wir in Essen Haarzopf dem Flüchtlingsheim zugewiesen und ich ging dann zur Grundschule. Wieder zur 1. Klasse und musste die 2. Klasse wiederholen wegen der deutschen Sprache. Nach Beendigung der 4. Klasse zogen wir um nach Essen Hollsterhausen in eine reguläre Wohnung. Ich bin dann deswegen, statt auf die Realschule, auf die Hauptschule gegangen, wegen der Freunde. Weil wir die Fehlinformation bekamen, »die Familie hätte eine Abschiebung« sind meine Eltern mit mir und meinem Bruder nach Holland geflohen für 2 Wochen und wir kamen wieder zurück nach Deutschland / Essen und stellten ein erneuten Asylantrag und wurden dann zugewiesen nach Essen Heisingen, erneut in ein Flüchtlingsheim. Da bin ich wieder zur Schule gegangen und blieb wieder sitzen in der 6. Klasse, wegen der ganzen Situation und den ganzen Umzügen. In der Zeit ging ich auch gar nicht draußen, wegen den neuen Orten, sogar als wir wieder umgezogen sind, in ein anderes Flüchtlingsheim, in Essen Altendorf, ging ich kaum raus und habe mich viel mit »keybordspielen beschäftigt«. Als ich 13-14 Jahre alt war und wir in Essen Frohnhausen in eine reguläre Wohnung gezogen sind, traute ich mich wieder raus, weil man die Leute auch langsam kannte. Ich fing an zu tanzen und Musik zu machen, in dem ich selber anfing zu rappen und zu singen und zu tanzen auf meine Beat’s.
Nach dem ich meine 10 Schuljahre voll hatte, ging ich – nach der 9. Klasse noch 1 Jahr zur Berufschule. Ich habe in meiner Freizeit hart trainiert und hatte viele Auftritte, für die ich das alles gemacht habe. Nach der Berufschule ging ich ein Jahr lang bei Mc Donald’s arbeiten und machte danach, im Jahr 2000 eine Maßnahme zum Veranstaltungstechniker bei »Ethno Art Ruhr« (eine Weltmusik-Agentur in Essen). Dort habe ich Veranstaltungstechnik gelernt und habe diverse Kurse in Büroorganisation absolviert, ich hatte dort ein eigenes Büro und war für die Förderung der Hip-Hop-Kultur zuständig. Somit habe ich die Netzwerke der Hip-Hop Jugend in Rap, Gesang und Tanz, gefördert. Ich hab vor allem viele Auftritte auf die beine gestellt, was der Jugend und auch mir sehr gut getan hat. 4 Jahre lang war ich dort beschäftigt. Im Rahmen dieser Tätigkeit (2004/2005) leitete ich zusätzlich eine Arbeitsgruppe in der Gesamtschule Holsterhausen und gab dort ein Jahr lang Tanzunterricht für die Schüler und Schülerinnen.
Danach habe ich für diverse Zeitarbeitsfirmen gearbeitet, zwischendurch 1,5 Jahre bei Mercedes Lueg als Autoaufbereiter. Nebenbei machte ich immer Musik und hatte zwischendurch auch Auftritte mit meinem Bruder Kefaet. 2007 machte ich einen Deutschen Vizemeister und den 4. Platz in der Weltmeisterschaft für Electric Boogie und Hip-Hop-Tanz. Mit meinem Bruder plante ich den Durchbruch mit unserer Musik – dann kam ein starker Schicksalsschlag und meine Brüder wurden in den Kosovo abgeschoben. Unsere Pläne froren genauso wie die Musik ein und blieben stehen.
Ich ging dann nur noch arbeiten, um meinen Brüdern Geld zu schicken, damit die dort wenigstens ein bisschen hätten, auch wenn es so gut wie nicht wirklich gereicht oder geholfen hat. Ich ging noch mal mit 29 Jahren zur Volkshochschule, um meinen Realschulabschluss nach zu holen und nebenbei habe ich Vollzeit gearbeitet.
Aufgrund meiner persönlichen Situation und der hohen Belastung, unter der ich nach der Abschiebung meiner Brüder stand konnte ich meine Ziele nicht mehr verfolgen. Dann habe ich auch noch falsche Entscheidungen getroffen, die mir leid tun und mir Arbeitsstunden und eine Bewährungsstrafe eingebracht haben, da ich die Verantwortung für die Taten eines anderen übernommen habe. In Folge dessen hat mit die Ausländerbehörde den Aufenthalt entzogen und mir seitdem eine Duldung gegeben die jeden Monat immer für einen Monat verlängert wird. Wegen diesem Status habe ich bis heute Probleme eine Ausbildung zum Tontechniker zu machen. Außerdem habe ich Probleme Jobs zu bekommen, auch wegen der einmonatigen Duldungszeiten.
Jedoch habe ich und tue es immer noch, mich immer für die Jugend, Zivilcourage, Menschenrechte, Bildung und Kultur eingesetzt mit meiner Person und meinen Talenten in Musik und Tanz und bin auf Charityveranstaltungen wie Aids-Galas und für Menschenrechte aufgetreten. Das tue ich auch Überzeugung, weil ich eigene Herkunftsprobleme habe, weil ich ein Fremder im eigenen Herkunftsland bin und dort nicht willkommen wäre. In Deutschland bin ich zuhause, aber auch nicht willkommen weil man mich jetzt abschieben will und mich nicht meine Träume, Ziele, Wünsche und auch nicht mein Zuhause sichern lässt sondern mir das auch noch weg nehmen will und meine Identität löschen will und ich verschwinden soll.