Der „schwarze“ Partisan Josef Serinek

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Der „schwarze“ Partisan Josef Serinek

Am 3. August 1942 werden Josef Serinek, seine Frau Pavlína Janečková und ihre fünf Kinder verhaftet und durch die Gendarmerie des Protektorats Böhmen und Mähren in das Konzentrationslager Lety deportiert. Josef gelingt zusammen mit weiteren Häftlingen, darunter seinem Bruder Karel, am 15. September 1942 die Flucht aus dem Lager.

Josef Serinek wurde am 25. Februar des Jahres 1900 in Bolevec, damals noch Österreich-Ungarn, geboren. Mütterlicherseits entstammte er einer tschechischen Roma-Familie. Er musste im Ersten Weltkrieg dienen und litt noch immer unter den traumatischen Erfahrungen der Schützengrabenkämpfe, als der neue Krieg kam.

Nach seiner Flucht wollte Josef zurück kehren, um Pavlína und die Kinder zu holen. Sie starben jedoch im Konzentrationslager Lety oder später in Auschwitz-Birkenau. Um gegen die Besatzer und Kollaborateure zu kämpfen, schloss er sich zusammen mit seinem Bruder dem Widerstand an. Die Brüder brachen in Jagdhütten ein und bewaffneten sich mit Jagdwaffen. Im Frühjahr 1943 starb Karel im Kampf mit der zahlenmäßig weit überlegenen Gendarmerie, die von den Nazis geführt wurde, um die Wälder Südböhmens auf der Suche nach Partisanen zu durchkämmen.

Josef floh und zog in die Vrchovina, wo er Kontakt zu der Widerstands-Gruppe Rada 3 herstellen konnte und eine Partisanen-Division aufbaute, die in erster Linie aus geflohenen sowjetischen Kriegsgefangenen bestand. Die Division nannte sich später Čapajev, aber sie war, abgeleitet von der Hautfarbe und dem Decknamen ihres Kommandanten, besser bekannt unter dem Namen Černý („Schwarz“).

Eine der bekanntesten Kampfhandlungen der Division war die Strafexpedition gegen die Gendarmerie in Přibyslav am 2. Oktober 1944, die General Vojtěch Luža, einen der Kommandanten der R3, erschossen hatte. Die Partisanen besetzten den Bahnhof und richteten nach einem improvisierten Verhör alle Gendarmen im Keller hin. Anschließend teilte sich die Division auf. Josef beteiligte sich an der Befreiung des Militärkrankenhauses in Bystřice pod Pernštejnem und an einem Angriff auf dortige Schulen.

Berichten zufolge nahm Josef selbst nie jemanden gefangen und erinnerte sich stets der Gräueltaten und Verbrechen, die gegen die schutzlosen Gefangenen des Lagers Lety begangen worden waren.

Es wird gesagt, bei Ende des Krieges, als die Kämpfe beendet waren, habe Serinek ungewöhnliches Mitgefühl mit dem geschlagenen Feind gezeigt. Mehr als einmal hat er Hinrichtungen an besiegten Soldaten der Wehrmacht verhindert oder das Lynchen deutscher Zivilist_innen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte er eine Kneipe namens U černého partyzána („Zum schwarzen Partisanen“) in der tschechischen Stadt Svitavy. Später schloss er sie und verdiente seinen Lebensunterhalt als Lagerarbeiter in einer Ziegelfabrik. Er hat nochmal geheiratet und Kinder bekommen.

In den 1960er Jahren hat Josef Serinek seine Lebensgeschichte dem Historiker Jan Tesař, der sich mit der tschechischen Partisanenbewegung befasst hat, erzählt. Dieser hat die Erinnerungen 40 Jahre später unter dem Titel Česká cikánská rapsodie veröffentlicht. Laut Tesař hat Serinek sowohl den sowjetischen Paternalismus kritisiert als auch die Haltung der tschechoslowakischen Gesellschaft und des Staates gegenüber den Roma. “Er machte immer deutlich, dass er seine Marginalisierung nach dem Krieg als eine Schwäche der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Revolution betrachtete und nicht als ein Zeichen seiner eigenen Schwäche,” sagte der Historiker in einem Interview für die Zeitschrift Nový prostor.

Josef Serinek starb 1974 in Svitavy. Ein Jahr vor seinem Tod wurde die Schweinefarm auf dem Gelände des Konzentrationslagers Lety errichtet, in das Serinek und seine Familie deportiert worden waren. Tesař bezeichnete bei einer Gedenkfeier für Josef Serinek die Schweinefarm als Symbol dafür, wie heute noch Roma behandelt werden.

Mehr über Josef Serinek:

http://www.romea.cz/en/news/czech/romani-heroes-the-black-partisan-josef-serinek

http://www.romea.cz/en/news/czech/they-weren-t-just-victims-roma-forgotten-heroes-of-the-anti-nazi-resistance

https://weiterdenken.de/sites/default/files/vk_7_miroslav_broz_-_konexe_zu_besuch_bei_nachfahren.pdf

Josef

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